Historisches

Historisches und Histörchen

Hier finden Sie in loser Reihenfolge einige Fakten und Begebenheiten aus der lang zurückreichenden Geschichte Burrweilers.

Ursprung in "dunkler Zeit"

Vermutlich aus den älteren Nachbarorten Flemlingen, Böchingen oder Walsheim machte sich im 7. oder 8. Jahrhundert ein Mann namens Bubo oder Buobo auf, den Wald am Gebirgsrand zu roden und einen Weiler zu errichten. Die Zeit des Frühmittelalters war also keineswegs "dunkel", eher eine Zeit des Aufbruchs. Leider aber wirft die Quellenlage zu wenig Licht auf diese interessante Zeit des Landesausbaus.

Der Weiler des Bubo (bubenwilre) wandelte sich im Laufe der Jahrhunderte über Buweyler, Burwyler und Buwer zu Bu(h)r, wie der Volksmund noch heute sagt.

 

Erste urkundliche Erwähnung

Am 7. April 1275 beurkundet König Rudolf von Habsburg im Kloster Weißenburg, dass der Ritter Johann von Metis (Metz) sein bisheriges Lehen (Zehnt und Patronatsrecht) in Bubenwilre an das Zisterzienserinnenkloster Heilsbruck übergibt.

 

"Lehnsherrlichkeit" des Reiches

In einer Urkunde Ritter Konrads von Altdorf aus dem Jahr 1279 werden erstmals die Ritter von Than (Dahn) genannt, die das Lehen Geisburg mit den Dörfern Burrweiler, Flemlingen und Wernersberg bis zum Jahre 1603 innehatten.

Ihnen folgen als Ortsherren die von Schön(en)burg, die mit dem Lehen in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges ebenso wenig glücklich wurden wie der Oberst Cratz von Scharfenstein, der kaiserliche Diplomat Maximilian Graf von Trautmannsdorff oder Graf Nikolaus von Stockheim.

1657 gelangt das Reichslehen in den Besitz der Freiherrn von der Leyen, wo es bis in die Zeit der Revolutionskriege 1794 verbleibt.

 

Steinbruch Geisburg

Mitte des 16. Jahrhunderts errichten die Herren von Dahn im Ortskern ein neues Schloss und ein Amtshaus (heute Winzergaststätte), von dem noch der südliche Torbogen erhalten ist. Die Steine für den Neubau wurden wohl aus der zerfallenen Feste Geisburg geholt. Sie soll im Bauernkrieg endgültig zerstört worden sein.

 

Cuius regio, eius religio

Der im Augsburger Religionsfriede von 1555 getroffene Grundsatz, dass wer regiert auch den Glauben seiner Untertanen bestimmt, findet auch in Burrweiler Anwendung. 1556 wird unter Mitwirkung von Kurpfalz, das im Amt Burrweiler immer viel mitzureden hatte, die Reformation eingeführt.

Ein halbes Jahrhundert später ändert der neue Lehnsherr Reichard von Schönenburg (gestorben 1617) dies wieder. Die 1605 errichtete steinerne Kanzel in der Kirche erinnert an die Rekatholisierung.

 

Kirchweih oder Kerwe - eine lange Tradition

Das Fest zur Weihe der 1523 errichteten gotischen Ortskirche wird erstmals 1684 aktenkundig. Das Kerwestandgeld betrug für Einheimische 1 Gulden, für Fremde 6 Gulden.

 

Hinauf zur heiligen Annakapelle

Erste Hinweise auf eine der heiligen Anna geweihten Kapelle findet man im zweiten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts. Ob es sich dabei um die Kapelle bei Burrweiler handelt scheint nicht gesichert. Eine Baumaterialrechnung aus dem Jahre 1591 bezieht sich wohl eindeutig auf die der Mutter Anna geweihte Kapelle auf dem Bergvorsprung oberhalb Burrweilers.

1716 errichtet der von der Leyen'sche Amtmann Döring an gleicher Stelle eine neue Kapelle. Es soll der bereits vierte Bau an diesem Ort sein. Er hält nicht lange, denn bereits im Jahr 1765 legt der Gleisweiler Pfarrer Johann Anton Braith den Grundstein für ein neues Bauwerk, das 130 Jahre lang die Pilger auf den "Annaberg" lockte. Unter dem langjährigen Ortspfarrer Geistlicher Rat Michael Hendel wird 1895 die noch heute bestehende Kapelle gebaut, die weithin sichtbares Wahrzeichen von Burrweiler ist. Ebenfalls in die Amtszeit des Pfarrers Hendel fällt 1880 der Bau des so genannten Stationenwegs, eines Kreuzweges, der die Pfarrkirche im Ort mit der St. Anna-Kapelle verbindet.

Die Wallfahrten am Tag der heiligen Anna und an neun Dienstagen im Sommer lockten schon seit jeher Tausende von Gläubigen nach Burrweiler.

Im Frühjahr 1748 wurden Burrweiler und Flemlingen von einer todbringenden Seuche heim- gesucht (Fleckfieber oder Pest). Nach Ablegen des Versprechens jährlich am 1. Mai eine Buß- und Bittprozession zur Annakapelle abzuhalten, ließ die Epidemie nach und die Kranken genasen.

Hoch ist, o Herr ! dein Haus, bewölkter Berge Höhen 
Noch nicht der Schemel sind, da deine Füße stehen. 
Doch wo Dein Heiligthum bey uns auf Erden wohnt, 
Da ist, o Herr ! dein Haus, da deine Gottheit thront

Ein solches Haus soll hier der Eck- und Grundstein tragen 
Wo bis in das Gewölk des Berges Gipfel ragen: 
Des Berges, der vorlängst dir schon geheiligt hieß, 
Den Anna, unsre Frau, zum Gnadenorth erließ.

Ein Haus worin, o Herr ! getröstet die Betrübte, 
Mit reger Andacht thun dir Opfer und Gelübde, 
Wohin das fromme Volk oft eilet schaarenweiß 
Mit Herzen voller Dank, dir Lobe singt und Preiß.

Ein Haus ein Zufluchtsstatt, das Schutz und Ort der Betrangten, 
Wo Annä Kinder oft, was sie gesucht erlangten; 
Wo deine Güte hat manch Gnaden ausgespend, 
An Seel und Leibe durch St. Annä Mutterhänd.

 

O tempora, o mores

Das unsittliche, lasterhafte Treiben im Amt Burrweiler nahm Franz Carl Graf von der Leyen 1768 zum Anlass, aus "Landesväterlicher Sorge" eine Verordnung aus dem Jahre 1750 zu wiederholen.

Darin wird unter anderem der Ehebruch zweier verheirateter Personen mit folgender Strafe belegt: "dieselben sollen ohne Unterschied des Geschlechts an den Pranger gestellt, mit Rut scharf aufgestrichen und des Landes auf ewig verwiesen werden."

Nur ein Gnadengesuch der nicht beteiligten Ehegatten konnte diese Strafe mildern. Sollte es daraufhin jedoch zur Wiederholung des Lasters eines Ehebruchs kommen, so solle die Person, "sie sei Mann oder Weib, ohne weitere Nachsicht mit dem Schwert vom Leben zum Tod gestraft werden."

 

Pfälzische "Wiege" der Aerostatik

Im Spätsommer 1783 ließen die Gebrüder Montgolfier zum ersten Mal ihren Heißluftballon, die Montgolfiere, starten. Die Begeisterung über diese Erfindung fand keine Grenzen. Nur gut ein Jahr später gelang dem pfälzischen Administrationsrat und Baukommissär Johann Andreas von Traitteur (Tretter) nach einigen Misserfolgen der erste Ballonflug in der Pfalz. Ort des Aufsehen erregenden Ereignisses war unser Burrweiler.

Am 17. Oktober 1784 hatte sich eine große Schar Schaulustiger aus Nah und Fern versammelt, um dem Flugversuch beizuwohnen. Mit Skepsis und Spottversen begleitete man den bis dato erfolglosen Herrn von Traitteur:

Herr Tretter, Herr Tretter, 
De Luftballon schlagt wedder. 
Hätt' er unne meh uffgeblose, 
Wär' er owwe nit angestoße.

Dennoch wurde das Unternehmen ein voller Erfolg.

Im Schatten des Teufelsberges riss sich der Heißluftballon um halb vier Uhr wie von unsichtbaren Kräften gehoben in die Höhe. 85 Minuten blieb der Ballon in der Luft und stieg bis zu einer Höhe von ca. 9.000 Metern auf. Bei Elmstein ging er dann endlich nieder.

Herr Tretter wurde fortan als "denkwürdiger, größter Kenner der Aerostatik in ganz Europa" gerühmt.

 

Nachrevolutionäre Vorhambacher

Die von der französischen Julirevolution 1830 angestachelte liberal-demokratische Bewegung fand auch in Burrweiler Anhänger.

Am 14. Mai 1832 (knapp 14 Tage vor dem Hambacher Fest), als der Bürgermeister zu einer Hochzeitsfeier in Flemlingen weilte, "rotteten sich nachstehende Individuen aus der Gemeinde zusammen": die Küfer Ludwig Wiß und Simon Pfister, der Metzger Johannes Menges, der Bäcker Michael Hertel, der Schneider Johannes Nageldinger, die Winzer Valentin Wiß, Jakob Ebinger und Johannes Beck sowie dessen Sohn Peter Beck, der Barbier Joseph Hecker und der Schuster Emanuel Krober.

Sie gingen in den Gemeindevorderwald, schlugen eine hohe Kiefer und richteten diese als Signal der Freiheit vor dem Gemeindehaus auf. Da der Metzger Johannes Menges den Freiheitsbaum nachts mit dem Gewehr gegen die ortsansässigen Sicherheitsgarden verteidigte, "worauf diese, um nicht erschossen zu werden, es für gut fanden sich zurückzuziehen", wurden er sowie Michael Menges und Simon Pfister vom königlichen Friedensgericht zu Edenkoben zu 5 Tagen Gefängnis verurteilt.

 

Die Wegnahme der Gemeindeschelle

Der bereits aktenkundige Barbier Joseph Hecker und der Küfer Joseph Henrich drangen am 17. Juni 1832 in Abwesenheit des Bürgermeisters in dessen Haus ein, um den Gemeindediener Jakob Becker zu zwingen die Gemeinde "zusammenzuschellen". Als dieser sich weigerte, nahmen sie die Schelle an sich und begannen "mit einer dreifarbigen Kokarde an der Kappe im ganzen Ort zu schellen".

Auf der anschließenden Zusammenkunft vor dem Gemeindehaus wurden neu entworfene Gesetze und Anordnungen gesammelt und am nächsten Tag nach erneutem Schellen vom Schullehrer Busch unter Zwang ins Reine geschrieben und vorgelesen.

"Man war genötigt, um den Gemeindedienst nicht zu hemmen, die Gemeindeschellen in Gleisweiler (Nachbarort) zu leihen", wird berichtet.

 

Öffentliche Unordnung stinkt zum Himmel

Am 7. Mai 1839 vermerkt der Polizeidiener Pfister im Protokoll Nr. 61, dass er den Knecht des Georg Schoppe auf frischer Tat ertappte. Der Knecht hatte um halb acht Uhr einen Pferdskarren voll Dung durch eben jene Straße geführt, in der die Prozession stattfinden sollte. Dieser Verstoß gegen die gottesdienstliche Ordnung wurde an das königlich bayrische Friedensgericht gemeldet mit dem Ersuchen, denselben geeignet zu bestrafen.

 

Tierischer Lärm am Sonntag

Der Polizeisergeant Pfister gibt am Sonntag, den 2. August 1840 zu Protokoll, dass der Metzger Jakob Henrich morgens um neun Uhr ein Kalb durch die Ortsstraße führte und "durch seinen Hund dasselbe dergestalt hetzen ließ, dass dessen Gebell eine allgemeine Störung und großen Lärm machte."

Das königliche Gericht wurde mit der Strafverhängung beauftragt.

 

Es werde Licht

Im Jahr 1913 wurde Burrweiler an das Stromnetz angeschlossen. Die Rheinische Schuckert-Gesellschaft in Mannheim errichtete das Ortsnetz. Die Transformatorenstation wurde auf einem gemeindeeigenen Grundstück in der Breitwiese errichtet. Mit der Pfalzwerke AG wurde ein Stromliefervertrag geschlossen.

(Diese Aufstellung, erstellt vom ehemaligen Ortsbürgermeister Erich Weber, wird noch erweitert.)